Winter 2023
Ich versuche mich in dem Jahresrückblick 2023 daran zu erinnern, warum ich überhaupt mit dem Klavierspielen begonnen habe. Warum ich es unbedingt erlernen wollte?
War es eine unbestimmte Liebe zur Musik oder eher das Bedürfnis ein Instrument zu beherrschen, das mich seit meiner Kindheit fasziniert hat? Vielleicht dieses vage Gefühl etwas lernen zu können, das mir wie Zauberei vorkam, wann immer ich anderen beim Spielen zugehört habe. Möglicherweise auch ein völlig verrücktes Allmachtsgefühl mich bei einer Sache von null auf Hundert entwickeln zu können.
Ich weiß, ich müßte nur ein paar Klicks tätigen und könnte im Klavierblog -Beginner innerhalb meinen ersten Beiträgen nachforschen, was mich damals dazu bewogen hat diese Reise anzutreten. Das mache ich aber ganz bewußt nicht. Ich will jetzt nicht auf das „damals“ zurück greifen.
Wenn ich nun so ganz schnell aus dem Kopf heraus versuche ein paar Gründe zu formulieren, merke ich das ich mich dabei etwas in meinen Gedanken verstricke. Diese damaligen Motive sind nun nicht mehr greifbar für mich. Im „Heute“ befinde ich mich in einer ganz anderen Realität.
Was allerdings abrufbar sind, sind die dunklen Stunden, in denen ich gehadert und mich verloren gefühlt habe. Es gab so viele davon und ich fühle sie noch.
Inzwischen verspüre in mir eine eher defensive Einstellung im Lernprozess für das Klavierspielen. Das ist keine besonders mutige Haltung. Versuche ich damit Rückschläge zu vermeiden? Ja, sehr wahrscheinlich. Natürlich reagiert der Mensch auf negative Erfahrungen, besonders bitter ist es, wenn es dabei um einen selbst geht.
Ich weiß das es normal ist, dass wir als Anfängerinnen und Anfänger beim Lernen Einbrüche erleben und uns überfordert fühlen. Das Wichtigste wäre in diesem Prozess den Mut nicht zu verlieren, an sich glauben und weiterzumachen. Jeder Fortschritt, egal wie klein er auch sein mag, muß als ein Erfolg angesehen werden und ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Kinder verhalten sich so, unermüdlich probieren sie sich aus und werden nicht müde dabei. Die erwachsene Frau, also ich, verkopft und schnell zu entmutigen, wirft die Angelegenheit enttäuscht in die Ecke.
Ich habe ein paar weitere Ausreden parat, die direkt oder indirekt mit meinen Schwierigkeiten im Lernprozess zu tun haben. Es gibt sehr nahe Familienangehörige, denen es nicht gut geht und die Fürsorge brauchen. Ich übe eine fordernde Arbeit mit zu vielen Überstunden aus. In der das immer-für-andere-da-sein-müssen ein ganz normaler Zustand ist. Außerdem verspüre eine allgemeine Überforderung durch die sozialen und weltpolitischen Entwicklungen.
Da vermag kein Mensch, so motivierend und wertschätzend wie mein Klavierlehrer auch ist, dagegen anzukommen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie mühselig es ist, den Schüler zu fördern und versuchen ihn bei der Stange zu halten. Und um wie viel schwieriger es ist, wenn der oder die Schülerin sich offensichtlich schwer tut, die Hilfestellungen und Hinweise irgendwie umzusetzen.
Er hat ein bisschen traurig gewirkt, als ich ihm mitteilen mußte, das ich vorerst keinen weiteren Unterricht mehr nehmen kann. Ich hatte Woche für Woche, fast schon monatelang, den Unterricht absagen müssen.
Aber ich habe nicht mehr ins Üben hinein gefunden. Es gab immer wieder Dinge die nicht zu verschieben waren und mit der nächsten Unterrichtsstunde kollidiert haben.
Seine Angebote am Wochenende oder an alternativen Zeitpunkten den Unterricht abzuhalten, habe ich aufgrund von Zeitmangel und Müdigkeit nicht annehmen können. Er war wirklich enorm kompromissbereit, aber auch er ist Zwängen mit seiner Familie und den anderen Schülern ausgesetzt.
Es tut mir in der Seele weh, ihn nicht mehr mit seiner charmanten und feinfühligen Persönlichkeit neben mir sitzen zu haben. Er hat nie die Geduld mit mir verloren und so viel Verständnis für meine Schwierigkeiten gezeigt.
Das heißt nun auch, liebe Leserin und Leser von meinem Blog, das ich von jetzt ab den Klavierblog-Beginner in einen Ruhemodus versetzen werde. Es gibt ohne Unterricht und dem dazugehörigen Lernprozess nichts zu berichten.
Ich habe in den vergangenen Jahren interessanterweise immer mal Anfragen bekommen Werbung auf meiner Seite zu schalten. Es waren hauptsächlich Schulen die für ihren Unterricht geworben haben. Auch für Online Unterrichtsangebote. Mich hat das ein wenig verwundert, denn es war immer klar, das ich Präsenzunterricht bevorzuge.
Den einen Kurs, die Jäzzchen Schule von der Jazzschule Berlin mal ausgenommen. Das war ein kleiner Online-Ferienkurs, den ich vor ein paar Jahren während der Sommerferien absolviert hatte.
Nun werde ich mit dieser Seite so lange pausieren, bis ich es schaffe wieder in die Gänge zu kommen und regelmäßig Kraft und Zeit für das Klavierspielen, den Unterricht und die täglichen Übeeinheiten aufzubringen.
Vielleicht wird das Wieder-Aufnehmen von meinem Lernprozess so spannend für mich, das ich Lust habe diesen Blog weiterzuführen. Und finde erneut treue Mitleser, die mich dabei begleiten.
Herzlichen Dank für all die Nachrichten, für die freundlichen Motivationszeilen, für Tipps und Tricks, für Hinweise oder auch die sehr persönlichen Schreiben von den Lesern. Ich habe mich über jeden einzelnen Kontaktversuch gefreut.
Sollte jemand von euch eine ähnliche Webseite wie die meine aufspüren, bitte gerne den Link an mich weiterleiten. Vielleicht kann ich von deren Reise ein bisschen profitieren und mich für einen Neustart wieder motivieren lassen.