Demontage eines Klavier 2023
Im Keller, im dunklen, unaufgeräumten, unordentlichen, voll gestellten, also in unserem, da steht ein altes Klavier. Es ist verstimmt, verkratzt, staubig, manche Tasten haben ihre Beschichtung verloren und andere lassen sich gar nicht mehr herunter drücken.
Es heißt Schumann. Wenn man gut nachforscht findet man einen kleinen Eintrag in einem Verzeichnis in dem so gut wie jedes Klavier aufgelistet wird, das im vergangen Jahrhundert in Deutschland produziert wurde. Es ist kein besonders wertvolles, auch wenn es einen schönen Namen trägt. In dieser Liste über alte Klavierbauer ist es aufgetaucht. Es gab in Grimma, Leipzig, Dresden, Magdeburg und Berlin Pianoforte Fabrikanten, Pianobauer- u. Stimmer mit diesem Namen. Kein einziger von denen ist heute übrig geblieben.
Es wurde mir vor fast dreißig Jahren von einer Bekannten überlassen. Ihr Angebot: „Ich frag drei Leut, und wenns dann keiner haben will, werfe ich es weg“.
Das erschien mir als eine günstige Gelegenheit. Ich hatte schon zwei Kinder, hoffte die wollen vielleicht mal ein Instrument erlernen, so wie ich das auch immer gerne gemacht hätte. Und dann wäre wenigstens schon mal das Klavier vorhanden.
So leichtsinnig habe ich damals gedacht. War ja damals auch noch jung.
Die Männer vom Transportunternehmen haben ordentlich geflucht, als sie das Instrument in den Keller tragen mußten. Sie waren sich nicht sicher ob unsere Kellertreppe aus Holz das Gewicht der Träger und dem Klavier aushalten wird. Ich bin lieber schnell in den Garten gegangen um das Ganze nicht beobachten zu müssen.
Im Kellerraum hat es dann noch ein paar Jahre auf seinen Einsatz warten müssen.
Als meine Tochter nach ihrem dreijährigen Flötenausflug dann doch lieber Klavier lernen wollte, schlug endlich meine gut vorgeplante Stunde. Ich rief einen Klavierstimmer an. Er konnte am Telefon nicht viel zum Namen Schuhmann sagen. Allerdings schaute er sehr kritisch als ich ihn in den Keller bat um das gute Stück in Augenschein zu nehmen. Richtig verzweifelt aber sah er aus, als er ein bisschen darauf rumklimperte.
Er brauchte ziemlich lange Zeit um es einigermaßen zu stimmen. Er sagte, wahrscheinlich ist in drei/vier Monaten nochmals eine Nachstimmung notwendig. Ich soll ihn dazu aber bitte nicht mehr anrufen! Er würde den Auftrag ablehnen.
Eine Woche später kam eine Klavier spielende Freundin zu Besuch. Sie hat sich nach ein paar Takten vom Klavier abgewandt, weil es für sie so schräg klang. Sie meinte ein Besuch vom Klavierstimmer wäre mal dringend notwendig.
Nun ja. So hat meine Tochter darauf ein, zwei Jahre gelernt und es dann doch wieder bleiben lassen. Ein fünfzehnjähriges Mädchen hat nur sehr wenig echtes Interesse sich jeden Tag mit Noten, in die musikalischen Strukturen und das mit dem notwendigen Zeitaufwand dafür hinein zu kämpfen.
So stand das alte Klavier Jahr für Jahr und schließlich Jahrzehnte im Keller. Es diente eigentlich nun nur noch als Ablagefläche.
Die Notwendigkeit die alte Kiste endlich zu entsorgen war gegeben als wir eine neue Heizung bekommen sollten. Der komplette Heizungskeller mit all den Werkzeugen- und bänken mußte dafür in den großen Kellerraum transferiert werden. Und dafür braucht man Platz. Also alles überflüssige rauswerfen.
Anfragen beim Klavierbauer. Anfragen bei Transportunternehmen. Ich weiß das in der heutigen Zeit alles kostspieliger geworden ist, aber der Abtransport plus Demontage wäre für mich einfach zu teuer gekommen.
Eine Sekunde lang hoffte ich, das ich das Klavier verschenken kann. Ein Blick in Ebay Kleinanzeigen Rubrik zeigt die Realität. Zu viele Menschen versuchen ihre alten Klaviere über diese Plattform los zu bekommen.
Mein Mann, der auch ein routinierter Handwerker sein kann, beschließt jetzt engagiert das Klavier selbst auseinander zubauen. Werkzeug ist vorhanden. Der Wille ebenso, ein gewisser neugieriger Forscherdrang kommt dazu. Wie ist den ein Klavier aufgebaut?
Hier kommen ein paar Aufnahmen vom Abbau:
Epilog: Wir hatten ein abgenutztes, staubbedecktes und ziemlich verstimmtes Klavier im dunklen unaufgeräumten, kunterbunt und wild durcheinander gestellten Keller stehen. Es stand der Name Schumann vorne drauf.
Es war über die Jahre unstimmbar geworden.
Trotzdem mochte ich immer ein bisschen diesen Klang, so aus der Zeit heraus genommen. Es klang so, als wenn die Töne aus dem letzten Jahrhundert heraus gespielt werden.
Nun klingt nichts mehr. Es ist eine Menge Holz und Metall für den Wertstoffhof übrig geblieben. Elfenit oder Plastik von den Tasten.
Wir besitzen seit dem Abbau einen Stimmhammer. Die vielen verrosteten Saiten an den Stimmwirbel mit einem normalen Sechskantschlüssel heraus zu drehen, haben an den Händen Blasen hinterlassen. Das geht mit diesem praktischen Werkzeug bedeutend leichter.
Sollte nun einer meiner Leser vom Klavierblog-Beginner einen benötigen (falls jemand ein ähnliches Projekt starten möchte; ich kann ihn gerne verschenken).
Der Gußrahmen, der verdammt schwere, steht noch im Garten. Keine Ahnung wie und wann der noch entsorgt werden kann.
Meinem Mann gebührt großen Dank und Anerkennung für die schwere Arbeit und die viele Zeit die er dafür aufwenden hat müssen.
Was am Ende unter anderem bleibt, ist die große Hochachtung vor den handwerklichen Fähigkeiten der Klavierbauer aus den alten Zeiten. Sie haben mit den damaligen Werkzeugen großartiges geleistet. Den Wert den damals ein Klavier hatte, ist in den heutigen Zeiten neben den E-Pianos gar nicht zu ermessen.
Demontage eines Klavier 2023
Im Keller, im dunklen, unaufgeräumten, unordentlichen, voll gestellten, also in unserem, da steht ein altes Klavier. Es ist verstimmt, verkratzt, staubig, manche Tasten haben ihre Beschichtung verloren und andere lassen sich gar nicht mehr herunter drücken.
Es heißt Schumann. Wenn man gut nachforscht findet man einen kleinen Eintrag in einem Verzeichnis in dem so gut wie jedes Klavier aufgelistet wird, das im vergangen Jahrhundert in Deutschland produziert wurde. Es ist kein besonders wertvolles, auch wenn es einen schönen Namen trägt. In dieser Liste über alte Klavierbauer ist es aufgetaucht. Es gab in Grimma, Leipzig, Dresden, Magdeburg und Berlin Pianoforte Fabrikanten, Pianobauer- u. Stimmer mit diesem Namen. Kein einziger von denen ist heute übrig geblieben.
Es wurde mir vor fast dreißig Jahren von einer Bekannten überlassen. Ihr Angebot: „Ich frag drei Leut, und wenns dann keiner haben will, werfe ich es weg“.
Das erschien mir als eine günstige Gelegenheit. Ich hatte schon zwei Kinder, hoffte die wollen vielleicht mal ein Instrument erlernen, so wie ich das auch immer gerne gemacht hätte. Und dann wäre wenigstens schon mal das Klavier vorhanden.
So leichtsinnig habe ich damals gedacht. War ja damals auch noch jung.
Die Männer vom Transportunternehmen haben ordentlich geflucht, als sie das Instrument in den Keller tragen mußten. Sie waren sich nicht sicher ob unsere Kellertreppe aus Holz das Gewicht der Träger und dem Klavier aushalten wird. Ich bin lieber schnell in den Garten gegangen um das Ganze nicht beobachten zu müssen.
Im Kellerraum hat es dann noch ein paar Jahre auf seinen Einsatz warten müssen.
Als meine Tochter nach ihrem dreijährigen Flötenausflug dann doch lieber Klavier lernen wollte, schlug endlich meine gut vorgeplante Stunde. Ich rief einen Klavierstimmer an. Er konnte am Telefon nicht viel zum Namen Schuhmann sagen. Allerdings schaute er sehr kritisch als ich ihn in den Keller bat um das gute Stück in Augenschein zu nehmen. Richtig verzweifelt aber sah er aus, als er ein bisschen darauf rumklimperte.
Er brauchte ziemlich lange Zeit um es einigermaßen zu stimmen. Er sagte, wahrscheinlich ist in drei/vier Monaten nochmals eine Nachstimmung notwendig. Ich soll ihn dazu aber bitte nicht mehr anrufen! Er würde den Auftrag ablehnen.
Eine Woche später kam eine Klavier spielende Freundin zu Besuch. Sie hat sich nach ein paar Takten vom Klavier abgewandt, weil es für sie so schräg klang. Sie meinte ein Besuch vom Klavierstimmer wäre mal dringend notwendig.
Nun ja. So hat meine Tochter darauf ein, zwei Jahre gelernt und es dann doch wieder bleiben lassen. Ein fünfzehnjähriges Mädchen hat nur sehr wenig echtes Interesse sich jeden Tag mit Noten, in die musikalischen Strukturen und das mit dem notwendigen Zeitaufwand dafür hinein zu kämpfen.
So stand das alte Klavier Jahr für Jahr und schließlich Jahrzehnte im Keller. Es diente eigentlich nun nur noch als Ablagefläche.
Die Notwendigkeit die alte Kiste endlich zu entsorgen war gegeben als wir eine neue Heizung bekommen sollten. Der komplette Heizungskeller mit all den Werkzeugen- und bänken mußte dafür in den großen Kellerraum transferiert werden. Und dafür braucht man Platz. Also alles überflüssige rauswerfen.
Anfragen beim Klavierbauer. Anfragen bei Transportunternehmen. Ich weiß das in der heutigen Zeit alles kostspieliger geworden ist, aber der Abtransport plus Demontage wäre für mich einfach zu teuer gekommen.
Eine Sekunde lang hoffte ich, das ich das Klavier verschenken kann. Ein Blick in Ebay Kleinanzeigen Rubrik zeigt die Realität. Zu viele Menschen versuchen ihre alten Klaviere über diese Plattform los zu bekommen.
Mein Mann, der auch ein routinierter Handwerker sein kann, beschließt jetzt engagiert das Klavier selbst auseinander zubauen. Werkzeug ist vorhanden. Der Wille ebenso, ein gewisser neugieriger Forscherdrang kommt dazu. Wie ist den ein Klavier aufgebaut?
Hier kommen ein paar Aufnahmen vom Abbau:
Epilog: Wir hatten ein abgenutztes, staubbedecktes und ziemlich verstimmtes Klavier im dunklen unaufgeräumten, kunterbunt und wild durcheinander gestellten Keller stehen. Es stand der Name Schumann vorne drauf.
Es war über die Jahre unstimmbar geworden.
Trotzdem mochte ich immer ein bisschen diesen Klang, so aus der Zeit heraus genommen. Es klang so, als wenn die Töne aus dem letzten Jahrhundert heraus gespielt werden.
Nun klingt nichts mehr. Es ist eine Menge Holz und Metall für den Wertstoffhof übrig geblieben. Elfenit oder Plastik von den Tasten.
Wir besitzen seit dem Abbau einen Stimmhammer. Die vielen verrosteten Saiten an den Stimmwirbel mit einem normalen Sechskantschlüssel heraus zu drehen, haben an den Händen Blasen hinterlassen. Das geht mit diesem praktischen Werkzeug bedeutend leichter.
Sollte nun einer meiner Leser vom Klavierblog-Beginner einen benötigen (falls jemand ein ähnliches Projekt starten möchte; ich kann ihn gerne verschenken).
Der Gußrahmen, der verdammt schwere, steht noch im Garten. Keine Ahnung wie und wann der noch entsorgt werden kann.
Meinem Mann gebührt großen Dank und Anerkennung für die schwere Arbeit und die viele Zeit die er dafür aufwenden hat müssen.
Was am Ende unter anderem bleibt, ist die große Hochachtung vor den handwerklichen Fähigkeiten der Klavierbauer aus den alten Zeiten. Sie haben mit den damaligen Werkzeugen großartiges geleistet. Den Wert den damals ein Klavier hatte, ist in den heutigen Zeiten neben den E-Pianos gar nicht zu ermessen.