Strukturen

Oktober 2021

So. Der Vorschlag das Petzold Menuett zu verjazzen war keine besonders gute Idee von mir. Hatte ich mir eh schon gedacht.
Und meine überhebliche Zuversicht im vorherigen Blogbeitrag, das ich das Stück beherrsche, hat sich innerhalb von Sekunden als haltlose Prahlerei herausgestellt. Schuld daran war die winzige Bitte des Jazzpiano Dozenten mal eben schnell die ersten vier Takte aus dem Kopf in ein Notenheft hinein zu schreiben. O-Ton: „Aus dem Kopf. Und NEIN! Nicht vorher auf dem Klavier spielen und dann aufschreiben.“
.
BÄMM.
.
Nach dem zweiten Takt mußte ich schon aufgeben. Hatte keinen Peil mehr wie es weiter geht. In den ersten beiden Takten hatte ich schon zwei Fehler hineingeschrieben. Im ersten Takt fehlte im Diskant bereits eine Achtel und im zweiten Takt im Bass eine Halbe.
Das war ein bitterer Augenöffner. Ich kann das kleine Stück spielen, ja, das geht meist wohl. Aber ich habe nicht im mindesten die Architektur der Melodie verstanden. Die Finger spielen es aus dem Muskelgedächtnis heraus, aber das ist eigentlich nicht besonders viel wert. Intellektuell hat es in meinem Kopf nicht Platz genommen.

War kurz davor wieder mal gehörig in Panik zu geraten. Aus Schreck vor meinem Unwissen. Und aus großer Enttäuschung über mich selbst. Der Dozent konnte mich mit der Bemerkung, das da auch Fortgeschrittene erst mal ins Stolpern kommen, nur sehr wenig beruhigen. Mein schönes kleines Menuett!

Im klassischen Klavierunterricht bin ich meist nicht so schnell überfordert. Wahrscheinlich kann der Klavierlehrer mit seiner Erfahrung, die er fraglos hat, besser einschätzen was bei mir möglich ist und nicht. Die Auswahl von den „Engelsstimmen“ war genau richtig. Es gibt mehrere Triolen die unter Phrasierungsbögen zusammengehalten werden. Er wünscht sich, das ich es schaffe einen dynamischen Aufbau zu spielen: sie sollen am Beginn leiser sein, zur Mitte hin lauter und zum Ende wieder leiser werden. Ich verstehe das, aber wünsche mir für den Anfang, das ich erst mal sicher die richtigen Töne finde.
Wenn man in diesem Blogbeitrag weiter oben von Strukturen liest, dann gibt es im Burgmüller diese Bögen die von G-dur nach G7, weiter von C-dur nach C-moll modulieren bis sie wieder in G-dur landen. Es gefällt mir sehr gut.
Das winzige, kleine Bachpräludium geht etwas besser. Über die zwei Stolperstellen komme ich nun leichter drüber. Und ich übe an unterschiedlichen Stellen inmitten vom Stück einzusetzen.

ChorOktAlle meine Chöre haben sich wieder organisiert.
Der Kirchenchor hat trotzdem viele Austritten zu beklagen. Einerseits aus Altersgründen, wegen diverser Umzüge, wegen dem Chorleiterwechsel und zum Teil haben manche Sänger nach den ganzen Lockdowns keine Lust mehr. Ein harter Kern aus unerschütterlichen Choristen will aber weitermachen. Wir haben die entzückendste Chorleiterin gewinnen können die man sich vorstellen kann. Außerdem ist sie Altistin, das ist auch ganz wunderbar. Und ich kann ihr Dirigat sehr gut nachvollziehen. Wir wollen zum Patrozinium Mozarts Krönungsmesse und später das Requiem von Faure singen.

Der Chorleiter aus der Schwabinger Kirche hat eine echt gut funktionierende Lockmail an alle jemals dabei gewesenen Chormitglieder und Projektsänger verschickt. Der Inhalt: " Ich lade Euch herzlich ein, das Weihnachtsoratorium von Bach an Weihnachten zu singen." Bach funktioniert normalerweise immer, da krabeln alle Chorsänger gerne aus ihren Löchern.  Ich habe den Kalender zur Hand genommen und die Dienstage bis zum Auftritt gezählt. Es sind insgesamt 9 Abende. Die Anzahlt klingt überschaubar und ich nehme sie gern auf mich. Zumal ich am Dienstag Nachmittag wegen dem Jazzpiano Unterricht sowieso in München bin.

Mein Montagschor hat Edward Elgars „From the Bavarian Highlands“ und die „Carmina Burana“ auf dem Programm. Die Songs sind lustig, habe Teile davon schon mal mit einem anderen Chor einstudiert. Die Carmina mag ich nicht so besonders gerne, aber vorerst ist es egal was wir einstudieren. Hauptsache es geht endlich weiter mit uns.

Jetzt bin ich also wieder genau da angelangt, wo ich eigentlich nicht mehr weitermachen wollte. Belege drei Abende in der Woche mit Chor, einmal mit dem Jonglierkurs. Monatliche Fortbildungen und zweiwöchentliche Teamsitzungen. Zusätzlich die Abend- und Wochenenddienste.

In so vielen Dinge bekomme ich nichts auf die Reihe. Aber in Aktivitäten suchen und finden bin ich äußerst kompetent.