September 2022
Den Blogbeitrag vom Juli zu schreiben war von allen Einträgen bislang der Schwierigste für mich. Vor dem Entwerfen meiner Blogbeiträge mixe ich mir oft einen Gin and Tonic und setze ich mich damit gemütlich in meinen Sessel. Erstelle zügig und ohne groß nachzudenken eine kleine Ideensammlung auf dem Papier, völlig ungeordnet. Füge da was hinzu, streiche oder entstreiche wieder. Nach ein paar Tagen tippe ich die Sammelpunkte in den Computer und bemühe mich sie dann in vollständigen und grammatikalisch richtigen Sätzen auszuführen.
Dieses Mal habe ich Gedanken skizziert und schnell wieder verworfen. Neue zusammen gesucht, alles gelöscht um komplett neu zu schreiben. Vorsichtig anders formuliert um anschließend den Faden zu verlieren. Dann völlig woanders hin mäandert und versucht aus dem Irrgarten meiner Ausführungen einen sicheren Rückweg finden. Gefühle und Gedanken erfasst, vom Ästchen zum Stöckchen gekommen.
War in keinster Weise zufrieden mit den Resultaten. Dann habe ich, ganz pragmatisch, versucht die ganze Situation nüchtern in nur drei Sätzen zu formulieren. "Projekt Jazzschool ist gescheitert. Hab mit dem Unterricht aufgehört. Bin nun deprimiert.“ Das war, ja nun, auch nicht stimmig für mich.
Ich habe sämtliche Abstufungen von Vorwürfen, Anklagen, Selbstanklagen und Wehklagen ausprobiert. Es ist mir manchmal selbst schon ein bisschen zu viel geworden. Sehr wahrscheinlich habe ich's am Ende nicht ganz geschafft den Blog-Beitrag neutral zu formulieren. Das kann ich naturgemäß nicht objektiv beurteilen, bin als Betroffene mit Haut, Haar und Herzen involviert.
Der Klavierblog-Beginner bleibt sehr persönlich und ist weiterhin eine Art Seelenbetrachtung. Sorry, liebe Leserin und Leser.
Ich bedanke mich aber sehr bei euch und Ihnen die auf den Juli Beitrag reagiert haben. Es waren sehr unterschiedliche Reaktionen dabei.
Manche haben mich überrascht und etwas überfordert. Auf diese möchte ich nicht groß eingehen. Die Schreiber können nicht wissen wie der Unterricht mit mir unter einem anderen Einfluss verlaufen wäre. Deswegen halte ich ihre Analysen meiner Beiträge überflüssig und werde nicht darüber diskutieren. Auch nicht mit PN!
Euch anderen danke ich sehr für die lieben und gutgemeinten Motivations-Gedanken und Wünsche. Es ist mir klar, das jeder der ein Instrument erlernt durch tiefe Täler hindurch und mühsam viele Hürden überwinden muß. Gelegentlich verliert man sein Ziel aus den Augen, das scheint normal zu sein. Die Umstände im Leben sind für uns alle manchmal nicht so einfach.
In den Sommerferien habe ich mich mehr oder weniger nicht ans Klavier gesetzt. Die depperte Corona Infektion hat mich überraschend nachhaltig außer Gefecht gesetzt, die Schwäche hält an! Schmecken konnte ich nichts, und selbst jetzt, nach drei Monaten der Genesung, gibt es immer noch Geschmacksirritationen und fehlende Informationen was süß, sauer, bitteres und salzhaltiges anbetrifft. Riechen kann ich allerdings schon.
Auch die Flöte ist unbenutzt in ihrem Etui verblieben. Das ist ganz schlecht für einen Flute-Rookie von meiner Art. In der letzten Ferienwoche habe ich mit sehr schlechtem Gewissen den klassischen Klavierlehrer per Email vorgewarnt. Er muß sich drauf einstellen, das ich die Klavierstücke von Burgmüller, Satie und Schubert komplett wieder von neu auf lernen muß. Die Flötenlehrerin hat vermutlich meinen Namen vergessen, so lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen.
Aber trotzdem soll es weitergehen beim Klavier- und Flötespielen. Ich möchte mich voll und ganz auf den klassischen Klavierunterricht konzentrieren. In der Hoffnung das mein Klavierlehrer nun etwas mehr Freude an mir hat, weil ich mich nicht mehr verzettel und konzentrierter Zeit für ihn und die klassischen Stücke übrig habe.
Robert Schumann schreibt: „... ohne Schüler gewesen zu sein, ist noch keiner Meister geworden. Musik ist nicht allein in den Fingern, sondern auch im Kopf und im Herzen“. Wenige und schlichte Worte, und sie gefallen mir sehr.