Piano Art

August 2022  

Ich erwerbe meine erste Kunst. Bezeichnend ist, das sie mit dem Klavier zu tun hat. Mir geht es zur Zeit mit meiner Entscheidung, an der Neuen Jazzschool München mit dem Unterricht aufzuhören, nicht sonderlich gut. Wenn ein Lebenstraum über Bord geworden wird, ist das ein großer Einschnitt, der erst mal innerlich verarbeitet werden muß.
Um mich zu trösten und Kummer und Schmerz ein wenig zu lindern, habe ich mir einen Druck von einem zeitgenössischen deutschen Grafiker, Illustrator und Autor gekauft. Er heißt Christoph Niemann.
Ich bezeichne diese Anschaffung als meine diesjährige Summer Folie.

Im Süddeutschen Magazin war vor einigen Jahren ein Portrait über ihn und sein Schaffenswerk. Es gab zu dem Zeitpunkt eine Ausstellung von ihm im Literaturhaus. Da wurde ich das erste Mal auf diesen Künstler aufmerksam. Er fertigt Titelbilder und Illustrationen für The New Yorker, National Geographic, New York Time Magazin, The Atlantic Monthly an.
Ich liebe die Sunday Sketches: augenzwinkernden kleinen Kombinationen einer kleinen Zeichnung mit einem Alltagsgegenstand wie einer Semmel, einem Werkzeug, einem Küchengerät oder beispielsweise einem Rasierapparat. Jede einzelne davon zaubert ein Lächeln ins Gesicht des Betrachters.
Man kann sich verschiedene Drucke von ihm zu unterschiedlichen Themen zulegen. Einige der Cover von den Magazinen werden in seinem Shop als Silkscreen, Letterprint oder Linocut Prints verkauft. Er gibt Kalender und auch einige Bücher heraus.

August22Dann habe ich einen weiteren, längeren Artikel in der SZ über sein neuestes Projekt gelesen. Er hat im Lockdown angefangen Klavierspielen zu lernen. Ein paar Basiskenntnisse aus der Jugend sind bei ihm als "Plus" noch vorhanden gewesen. Die Stolpersteine auf dem Weg dabei zum Ziel und die Erfahrungen die er dabei gemacht hat, ähneln manchmal ein wenig meinen Erlebnissen auf dem steinigen und steilen Weg.
Nur das er im Gegensatz zu mir, bei seinen Zeichnungen mit sehr wenigen Worten und feiner gestalterischer Lakonie auskommen kann. Eine einzelne seiner Zeichnungen ersetzt ungefähr 347 Zeilen Blogbeiträge von mir. Diese kleinen Bilder hat er nun in einem Buch gesammelt und veröffentlicht und genau das wollte ich haben. Und dann habe ich mich auch noch in dieses eine spezielle Bild verliebt. Das wollte ich noch mehr haben! Ich fühle mich als die Person im Vordergrund und recke sehnsüchtig meine Arme nach oben. Ganz oben am übermächtigen Klavier öffnet sich ein Fenster aus dem helles Licht quillt.
Das erinnert mich an eine Beschreibung die ich so ähnlich schon mal hier im Blog verwendet habe. Damals war es ein prächtiges Haus aus dem Licht, Wärme, die Musik und all das Schöne herausströmt und ich stehe als unwissende Anfängerin draußen und vermag es nicht betreten.
Es schien mir, als hätte mich Christoph Niemann beim Entwerfen und Zeichnen von diesem Motiv, gekannt und verstanden. Ich habe mich beim Betrachten sofort getröstet gefühlt.
Vielleicht geht es ihm aber auch nur so ähnlich wie mir und ich habe ihn und seine Sehnsucht diese Kunstfertigkeit zu erlernen, in seinen Zeichnungen erkannt.

Es ist ein sogenannter Letterpress Print, ca 40 x 35 cm groß. Es war so aufregend als es endlich mit der Post ankam. Unglaublich mit welcher Sorgfalt der Druck gesichert und verpackt war. Das alleine ist schon sehr bemerkenswert und man kann erkennen wie wertvoll den Mitarbeitern von ihm sein Werk ist.
Und dann ist es in Realität genau so schön wie ich mir es vorgestellt habe. Sehr schweres Papier, eine klare Aufteilung des Motivs in dem Druck, satte warme Farbe. Stilvoll in den Linien.

Ich habe nun auch einen sehr guten Rahmenspezialisten ausfindig gemacht der ein spezielles Glas in den Rahmen einfügt. Damit nichts reflektiert oder sonst etwas beim Betrachten vom Bildthema stört.
Nichts anderes als einen perfekten Rahmen hat dieses Werk verdient.

Und anschließend beginnt die schwierige Suche nach dem besten Platz dafür.

 

August2 22