Januar 2021
Seit Anfang Dezember 2020 ist kein Instrumentalunterricht mehr erlaubt. Meine Motivation, alleine ohne Impulse der Dozenten zu üben, sinkt von Woche zu Woche tiefer. Ich kann mich nicht aufraffen und ans Klavier setzen. Das gefällt mir überhaupt nicht.
Als ich den Klavierblog für Beginner vor 2 ½ Jahren angelegt habe, hoffte ich ein bisschen damit in Verbindung mit Menschen zu treten, die in einer ähnlichen Situation sind wie ich bin. Oder von denjenigen zu profitieren, die schon weiter als ich sind. Die mir mit einem weisen Lächeln mitteilen können, daß das was ich beim Lernen erlebe, völlig normal ist. Das ich trotz der nachtschwarzen Zweifel an mir, den Nervenzusammenbrüchen und meinen Schwierigkeiten mit dem Rhythmus nicht aufgeben sollte. Klavierspielen erlernen ist fantastisch und mühselig zugleich.
Die Befürchtung, das ich oder der Blog von Trollen belästigt wird, ist allerdings in keinster Weise eingetreten. Hätte vielleicht doch eine Kommentarfunktion unter die Beiträge integrieren können.
Eine Zeitlang gab es auf meinem Blog einen privaten Bereich für die Familie, zu dessen Zugang ein Kennwort notwendig war. An diesem Tor haben sich immer wieder mal Hackerangriffe abgespielt. Daraufhin haben wir diesen Bereich entfernt.
Ich denke, ich verwende diesen nutzlosen Monat um mal auf Fragen einzugehen, die mir gelegentlich von Lesern meines Blogs über das Kontaktformular gestellt werden. Es freut mich sehr wenn ich von euch und Ihnen höre. Und es tut mir gut Impulse oder Ermunterungen zu erhalten. Ich bitte um Entschuldigung wenn ich nicht immer gleich zurückschreiben kann.
Bitte im Zweifel nochmal melden, denn in manchen Zeiten ist mein Privatleben durch die Arbeitsdienste sehr fremdbestimmt. Es ist kein böser Wille wenn ich mich nicht rühre.
Q & A:
- Wie lange übst du pro Tag?
Wenn mich nicht grade die Piano-übe-depression befallen hat, regelmäßig und konsequent. Das geb ich aber nicht so gern zu, weil man sich schon fragen könnte, warum ich dann immer noch so unsicher auf den Tasten bin. - Warum hast du, im Jahre 2021, keinen Internetanschluß in deiner Wohnung?
Die Frage wurde mir schon von mehreren gestellt. Lange Geschichte, ist und bleibt privat. - Was machst du beruflich?
Also lieber Leser G! Nicht gscheid in diesem Blog gelesen! Oder bist sehr vergesslich? Eigentlich wäre ich Physiotherapeutin, das Berufsbild dazu hatte sich in den 90ger Jahren geändert. Der Krankengymnast und der Masseur- und medizinische Bademeister wurden zusammengewürfelt und heraus kam der Physiotherapeut. Ich hätte nochmal eine mehrjährige kostenpflichtige Zusatzausbildung machen müssen. Das wäre in dieser Zeit, da die Kinder noch klein waren, für uns als Familie weder finanziell noch zeitlich möglich gewesen. Nun arbeite ich als Pflegekraft in einem ambulanten Dienst. Das ist oft sehr anstrengend, aber niemals langweilig. Ich habe das Gefühl, ich mache eine wertvolle Arbeit, die sehr nah am Menschen ist und ich hab Menschen einfach sehr gerne um mich. - Wirst/würdest du dir ein akustisches Klavier oder einen Flügel zulegen?
Liebe Leser M, S und T, ein akustisches bestimmt eines Tages. Einen Flügel??? Der wäre zum jetzigen Zeitpunkt ziemlich übertrieben. Aber sollte zufälligerweise trotzdem jemand einen loshaben wollen, der in einem guten gepflegten Zustand wäre, nicht zu teuer, bin systemrelevant! und der als Maß ungefähr meine Körpergröße hat, ca. 160 cm dann würde ich ihn schon gerne mal anspielen wollen. Farbe ist mir egal. Münchner Westen bis 50 km Radius bevorzugt. - Interesse an einem Clavichord Baukurs?
Lieber Orgel- und Cembalobauer. Ich habe mir die Beschreibung zu dem Kurs angesehen und JA! Sehr sogar. Wäre eine coole Summer Folie für 2021. Falls wir in dieser Jahreszeit mal wieder halbwegs normale Dinge unternehmen können. - Bedauerst du nicht früher mit dem Klavierspielen angefangen zu haben? Jein.
Ja, natürlich. Wenn ich in jungen Jahren damit anfangen hätte können, hätte mich längst nicht so ungeschickt angestellt, mir dabei so viele Gedanken gemacht, wäre sehr viel weiter und folglich eine tolle, kreative Pianistin geworden.
Nein, natürlich. Ich kenne mich! Ich als junger Mensch hätte bei all den Schwierigkeiten, auf die ich beim Klavierspielerlernen gestossen bin oder mir selber mache, längst entmutigt das Handtuch geworfen.
Der Zeitpunkt vor 2 Jahren an der Beruffachschule für Rock, Pop und Jazz damit zu starten war genau richtig. Dieses Vorhaben hat mein Leben in vielerlei Aspekten sehr bereichert. - Ist das Spielen und Üben noch eine solche „Sensation“, wie du es mal beschrieben hast?
Wenn ich ehrlich bin, nein. Oder nur mehr ganz selten. So richtig durcheinander bin ich zwar häufig in der Unterrichtsstunde, ganz dunkel erinnere ich mich mal eine gehabt zu haben, aber das liegt meist am Informations-overload, den meine Synapsen nicht so schnell sortieren können. Aber diese tiefe Aufregung oder innere Bewegung beim Üben verspüre ich nicht mehr so stark. Sie hat sich etwas abgenutzt. Ich überlege grade ob ich darüber traurig sein muß. - Wissen die Dozenten von der Neuen Jazzschool und dein klassischer Klavierlehrer das du diesen Blog führst?
Um Gottes Willen! Nein, das wäre mir nicht recht. Und durchaus peinlich für mich, wenn ich enttarnt werden würde. Sollte jemand ahnen wer sie sind, bitte mich nicht verraten. - Hat deine Mutter deinen Plan akzeptiert das Klavierspielen zu lernen?
Nein, liebe S. Das immer noch nicht. Und das wird in ihrem Leben auch nicht mehr passieren, das habe ich inzwischen verstanden. Sie ist schon alt und neue Entwicklungen bereiten ihr zunehmend Schwierigkeiten. Es ist tröstlich zu lesen, das es anderen auch so ergeht wie mir. Wir sind also schon zu zweit. - Profitierst du von Schreiben deines Blogs?
Lieber J., ich glaube schon. Ich rekapituliere die Stunden, versuche mich an Inhalte zu erinnern, merke wo ich unaufmerksam war und wo aktuelle Verständnisschwierigkeiten sind. Das Niederschreiben vom Ablauf des Unterrichts kann hilfreich sein. Es ist vielleicht nicht immer nachhaltig, und ich lasse mich leicht ablenken. Vergesse schnell und könnte dann mit Hilfe des Blogs noch mal nachlesen, wie es mir vor einiger Zeit ergangen ist. Wenn ich Lust dazu haben sollte, mich durch die vielen Beiträge zu lesen. - Welches andere Instrument hättest du noch gerne erlernt?
Eigentlich habe ich immer nur vom Klavierspielen geträumt. Gitarre hätte ich zwar mal als 16 Jährige cool gefunden, da habe ich ein Portrait über Andres Segovia im Fernsehen gesehen und wollte auch so toll spielen können. Zu diesem Zeitpunkt hat mein Bruder Unterricht erhalten und er überließ mir nie seine Gitarre. Typische Geschwisterliebe! In das Hackbrett hatte ich mich im letzten Jahr verliebt und auch ausprobieren können. Die Querflöte für ein paar Unterrichtsstunden auch. Herrliche Zeiten waren das noch vor ein paar Monaten. Ich habe nicht damit gerechnet das mir das Flötespielen soviel Spaß macht. Den Klang fand ich immer wunderschön, besonders als meine Tochter sie gespielt hat. Jetzt mag ich sie gar nicht gerne aus der Hand legen. - Hast du a. Tilanus, b. Krämer und c. Jäzzchenschule noch mal durchgelesen oder durchgearbeitet?
Das ist eine schmerzhafte Frage, lieber T und gleichzeitig ein guter Hinweis Ich würde sie so gerne nochmal durchlesen und durcharbeiten. Es scheitert wie immer an der Zeitproblematik. - Kokettierst du nicht ein wenig mit deinen „unzulänglichen“ Klavierkenntnissen?
Es wäre sehr schön, wenn das der Fall wäre. Es ist mein voller Ernst. Freunden, denen ich als Beweis meine bescheidenen Klavierspielfähigkeiten präsentiere, sind meist recht schnell still und fragen nicht großartig weiter. - Wie sieht eine Übestunde bei dir daheim am Klavier aus?
Ehrlich, liebe Leserin F, da bin ich bestimmt kein gutes Vorbild. Bin doch Anfänger und sicherlich nicht sonderlich gut organisiert. Ich würde den Vorschlägen deines Klavierlehrers folgen, bestimmt hat er einen guten Plan für dich.
Ich persönlich fang aber gerne mit Hanonübungen an. Schaffe es sogar einzelne Übungen in anderen Tonarten durchzuspielen. Da muß ich nicht groß nachdenken, das ist mechanisch. Aber ich habe das Gefühl, ich kann mich damit fokusieren, bin weg vom Alltag und in einen Übemodus eintreten. Und danach übe ich halt die Stücke die wir in der Stunde bearbeitet haben. Als es noch regelmäßigen Unterricht gab. Ich versuche, wenn meine Laune mal nicht so gut ist, sehr nett zu mir zu sein. Ruhig zu bleiben wenn ich mich verspiele. Wenn ich mich zu häufig verspiele, höre ich auf. Man kann sich auch Fehler einüben. Diesen wichtigen Hinweis aus dem Clavio Forum versuche ich zu beachten. - Ist das Thumbnail im Beitrag von Debussy ein Bild von ihm selbst gemalt?
Wow, liebe C. Hätte im Leben nicht gedacht, das ich darauf angesprochen werde. Ich habe irgendwo gelesen, das er das Umschlagbild für die Erstausgabe seiner Noten selbst gestaltet hat. Aber ob es genau jenes ist, welches ich hergenommen habe, kann ich nicht sagen. Aber es würde mir gefallen, wenn es so wäre. Freut mich ungemein, das jemand so aufmerksam war und das bemerkt hat. Ich versuche immer öfter eigene Photos in den Blogbeiträgen zu verwenden. - Hat dir der Klavierblog das gebracht, was du dir anfangs vorgestellt hast?
Wirst du ihn weiterführen? Bekommst du viel Feedback? Der Klavierblog-Beginner hat sich wie eine Art Tagebuch entwickelt, das hatte ich beim Start vermutet und ist auch eingetreten. Ich könnte jederzeit nachlesen, wie es mir während der ganzen Zeit ergangen ist. Mache ich vielleicht einmal im Jahr. Das eigene Tagebuch nimmt man sich ja auch nicht ständig als Lektüre vor. Außerdem nervt mich das Durchlesen, weil ich jedes Mal Fehler oder sprachliche Ungenauigkeiten im Text entdecke. Das Korrigieren nimmt viel Zeit in Anspruch. Wenn ich einen Beitrag bearbeite, geraten alle anderen danach durcheinander und die Reihenfolge stimmt nicht mehr. Gelegentlich verfalle ich ins Schwadronieren, auch so eine blöde Eigenheit von mir. Kann ich leider nicht abstellen und würde dabei gerne knapper und präziser schreiben.
Ich werde ihn sicher weiterführen. Ist eine nette Gewohnheit geworden, auch in diesen Zeiten in denen ich eh keinen Unterricht habe.
Ich bedanke mich bei den Besuchern vom Klavierblog-Beginner, die ihn lesen und mich motivieren. Die mir mit Berichten von ihren eigenen Erfahrungen gut zusprechen. Die mir Büchertips zum Thema oder die vielen Notenvorschläge für einen Anfänger wie mich geschickt haben. Vielen, vielen Dank für die Zeit und die Mühe die ihr euch damit gemacht habt.
Simon Rattle hat mal gesagt: " Music is an unkickable drug and I'm so happy to be a junkie until the end of my days". In diesem Sinne mache ich einfach weiter.....