Dezember 2021
Wieder ist ein Jahr unter dem Eindruck der Corona Pandemie gestanden. Es ist wirklich nicht schön, das dieses Thema im Jahresrückblick vom Klavierblog-Beginner erneut eine Erwähnung finden muß. Im Familien- und Bekanntenkreis sind alle gesund geblieben. Im erweiterten Kreis davon und meiner Patienten sind mir allerdings einige Infektionen bekannt.
Alle Chöre sind wieder in den Ruhemodus heruntergefahren. Kein W.O., nur Mozarts Krönungsmesse und der Festgottesdienst am zweiten Weihnachtstag konnte im Kirchenchor realisiert werden.
Mein Vorhaben das Klavierspielen zu erlernen, hat durch die problematische Personalsituation in meiner Arbeitsstelle einen massiven Rückschlag erlitten. Und da hat Corona ausnahmsweise mal keine Schuld daran. Seit Juli sind große Teile der Mitarbeiter krankheitsbedingt ausgefallen. Vier davon über viele Monate, zwei davon sind weiterhin nicht einsetzbar. Ich hatte über einige Zeit Arbeitsschichten mit 12 Tage Dienst – zwei Tage frei, wieder 12 Tage Dienst – zwei frei usw. Und dann wurde es noch schlimmer und sie gingen über 2 Wochenenden.
Ich kann feststellen, das ein erfülltes und ausgewogenes Leben unter solch einer Belastung nicht wirklich stattfinden kann.
Meine Arbeitgeber waren genauso verzweifelt wie wir. Sie haben vor und nach der Büroorganisation und Verwaltung Schichten übernehmen müssen. Ich schätze mal, beide haben zusammen in dieser Zeit ca. 20 kg Gewicht verloren.
Die Patienten konnten ebenfalls bemerken, das die Anspannung unter uns Pflegekräften gestiegen ist. Sie spüren das an der geringeren Aufmerksamkeit die wir ihnen entgegenbringen; der persönlichen Zeit die wir ihnen abseits der vorgegebenen Zeit schenken; das wir uns selber vertreten obwohl wir unsere freien Tage angekündigt haben. „Oh. SIE schon wieder!“ Eine sagte: "Müssen Sie schon wieder ihren Arbeitgeber retten?" Ein Patient begrüßte mich liebevoll zum Trost mit: „Tapfere kleine Kämpferin“ und es klang wirklich so als meinte er es ernst. Eine andere entschuldigte sich für ihren maroden Gesundheitszustand, wegen dem sie unsere Unterstützung und Hilfe benötigt.
Manche Dinge oder Umstände im Arbeitsablauf werden einem ein bisschen „egaler“. Man lässt etliches aus Erschöpfung durchgehen, das man in guten Zeiten niemals akzeptieren würde. Da sind meine alten Patienten zuweilen ein wenig wie kleine Kinder; sie versuchen durchaus uns auszutricksen.
Ich staune immer wieder darüber wie meine Kollegen und ich diese kräftezehrende Monate überstanden haben. Bin gleichzeitig todunglücklich das die Arbeitsbedingungen so schwierig sein müssen. Und vorerst keine Aussicht auf eine Verbesserung zu erkennen ist. Wie wird das morgen werden? Und übermorgen?
Zu bewältigen ist so eine Situation nur mit erheblichen persönlichen Einsatz. Der Einschränkung von Begegnungen, kleinen Auszeiten und Freizeitaktivitäten. Eine straffe Organisation der Lebensumstände abseits der Arbeit hilft.
Aber die wenigen goldenen Momente im Tagesablauf, wie bspw. mein Nachmittagscaffee werden aus Zeitnot geradezu wie ein Ritual zelebriert. Eine kleine und gleichzeitig große Kraftquelle. Das liegt nicht nur am Koffein, sondern auch am Duft, dem routinierten Hantieren an meiner Maschine, die ich so gerne mag, dem Sitzen auf meinem sehr gemütlichen Sessel, der Ruhe, den kleinen Keksen dazu. Manchmal schlafe ich sogar kurz ein. Stehe inzwischen um 4.45 Uhr morgens auf. Yoga, Meditation und ausführliches Frühstück: sind ein notwendiger und mentaler Auftakt für den Tag, sonst ginge gar nichts mehr.
Mein Lieblingspatient ist in diesem Sommer verstorben! Ich durfte ihn und seine Familie acht Jahre lang intensiv begleiten und mein Herz weint um diesen lebensklugen und humorvollen Menschen.
Das regelmäßige Üben am Klavier ist unter solchen Arbeitsbedingungen sehr schwer im Tagesablauf unterzubringen. Klar hätte ich zwischendrin immer schon mal eine halbe Stunde Zeit. Aber da erscheint die Möglichkeit gar nichts zu tun, vielleicht Zeitung zu lesen oder einen kleinen Rundgang um den See zu machen, sooo verlockend. Weil solche Momente Energie spenden können.
Im klassischen Klavierunterricht habe ich die Aufgabe gehabt den Burgmüller und das kleine Bachpräludium auswendig spielen zu lernen. Klappte gelegentlich sogar. Leider nicht so wirklich aus strukturellen Gründen, sondern nur weil meine Finger manchmal Bescheid wissen.
Die nächsten Projekte für das Neue Jahr werden jetzt schon mal verraten: „Der wilde Reiter“ von Schumann und die „Gymnopédie“ von Satie. Cool.
Das Hefterl von Satie besitze ich ja schon seit über zwei Jahren und hatte immer mal gehofft das es auf den Stundenplan kommt. Es enthält vier Ogives und drei Versionen von der Gymnopédie. Wirklich schön ist nur eine davon. Mein klassischer Klavierlehrer spielte mir die anderen vor und fand sie etwas langweilig und belanglos. Ein Plus: die 1ère Gymnopédie klingt nur, wenn ich das Pedal richtig einsetze. Hab das generell immer noch nicht so gut drauf, aber weil es in diesem Stück so ersichtlich ist, schaffe das sogar ich.
Den wilden Reiter hatte er mir vor einiger Zeit schon mal vorgeschlagen, aber damals war ich noch nicht soweit. Nun bin ich bis zum ersten Wiederholungszeichen orientiert. In dem Stück geht es um das Stakkato und da meine Finger doch so gerne liegenbleiben, ist das bestimmt eine gute Übung für mich.
Jede zweite/dritte/vierte Woche habe ich bei ihm zuhause Unterricht und im Anschluß auch noch eine Flötenstunde bei seiner Frau. Die Flöte macht mir weiterhin Spaß. Habe ich im Klavierblog-Beginner schon erwähnt, das ich mir im Sommer eine wunderschöne neue Flöte gekauft habe? Bin mir grad nicht sicher und habe keine Lust das zu überprüfen. Falls nicht, der Vorgang wäre jederzeit in meinem Flötenblog: www.a-flute-rookie.de nachzulesen.
Wir sind nun mit der ersten Flötenschule am Ende angelangt und wollen im Neuen Jahr mit der nächsten weitermachen. Ich kann mit dem Heft gut umgehen und auch selbstständig daraus arbeiten.
Im Jazzklavierunterricht fühle ich mich grad etwas alleine gelassen. Meine Idee mit dem verjazzen des „Menuetts in G“ war offensichtlich keine gute Idee. Wir sind in dieser Richtung nicht weitergekommen. Ist vielleicht doch zu schwierig für mich.
Ich bin traurig, weil mir das Menuett innerhalb einer Sekunde unter meinen Händen zerbrochen ist. Ich hatte es mir im ersten Lockdown eigenständig erarbeitet. Das war nicht einfach für mich und eigentlich ich war schon ein wenig stolz drauf. Nun habe ich erkannt das es nur das Fingergedächtnis war, was aber nicht besonders viel zählt. Mein kleines Menuett glänzt nicht mehr so hell. Das hatte der Dozent sicherlich nicht beabsichtigt als er mir diese vertrackte Aufgabe gestellt hat.
Er erkundigt sich ab und zu bei Beginn der Stunde ob ich etwas für ihn vorbereitet hätte. Mit der Frage kann ich nicht viel anfangen, habe ohne klare Aufgabe nie etwas vorbereitet. Wäre aber, glaub ich, mit meinen Erfahrungen bis jetzt, eher zu mutlos um eigenständig irgendetwas erarbeiten. Außerdem bin ich ohne Anleitung völlig verloren. Grade was die Rhythmusgeschichten anbetrifft, kann ich mir alleine ohne Kontrolle gar nichts aneignen.
Wir fangen hier etwas an und machen da ein bisschen weiter und drehen uns in einer Art Leerlauf wie im Kreis. Vielleicht aber versucht er einen Plan auszuarbeiten oder sucht einen Weg wie es mit mir und uns weitergehen kann. Aber irgendwie, leider, verspüre ich tief innen ein recht herzliches Desinteresse an meiner Person als Schüler. Ich hoffe inständig, das er mich noch nicht komplett als hoffnungslosen Fall aufgegeben hat.
Es gab in diesem Jahr eine großartige Konzertreihe, bei der er als Pianist einspringen durfte. Eine junge Münchner Lokalband buchte seine pianistische Unterstützung, die er meiner Meinung nach sehr souverän abgeliefert hat. In der Band gibt es einen Sänger, einen Gitarristen, einen Bassisten, einen Schlagzeuger und er fungierte bei mehreren Auftritten als Gast Pianist. Ich glaube, es hat ihm große Freude bereitet bei der lebendigen und dynamischen Gruppe als Gastmusiker aufzutreten. Die Musiker haben untereinander eine Verbindung, denn vier von ihnen waren und sind auf der Jazzschool und der Auftritt war wohl wie eine Art erweitertes Klassentreffen. Die Atmosphäre in der Location war positiv aufgeladen und sehr lebendig. Ich hatte auf jeden Fall einen Riesenspaß zuzuhören, habe mich wieder jung gefühlt und jede e i n z e l n e Sekunde von dem Auftritt an dem Abend genossen.
Im heutigem Rückblick vergleiche ich die abschließenden jährlichen Beiträge aus meinem Klavierblog mit denen aus den vergangenen Jahren. Meist beschreibe ich etwas desillusioniert meine flache Lernkurve in dem Jahr. Ich vermute mal, das ich immer wieder zu einer etwas pessimistischen Betrachungsweise neige. Leider. Das ich oder so etwas ähnliches in den vergangenen drei Jahren am Ende des Jahres auch schon geschrieben habe. Will heuer aber nicht allzu deprimiert klingen, denn ich fühle mich nicht so schlecht wie im letzten Jahr. Es konnte regelmäßiger Unterricht mit meinen beiden Lehrern statt finden, das ist schon mal enorm viel wert.
Ich wünschte das beide Dozenten erkennen können das es mir sehr wichtig ist, mich musikalisch weiter zu entwickeln. Ihre geduldige Anleitung dazu wäre mir eine wertvolle Begleitung auf diesem Weg.
Vielleicht ist es dem/der einen oder anderen Leser/in von meinem Blog schon aufgefallen, ich veröffentliche nunmehr nur noch einmal pro Monat einen Beitrag für den Klavierblog-beginner. Aber auch der wird leider häufig verspätet gepostet. Ich habe wenig Freizeit und Muße. Dann muß der Blogbeitrag für „A-flute-rookie“ auch entworfen, niedergeschrieben, ausgearbeitet, korrigiert und veröffentlicht werden. So bin ich nicht immer "in time" mit meinen Beiträgen und bitte um Vergebung für die Verzögerung.
Frohe Weihnachten an alle LeserInnen und ein gutes Neues Jahr.