Die Zahlen steigen...

November 2020

Die Neue Jazzschool verschickt im Wochenrythmus E-mails mit Ankündigungen wie sich die Regularien der neuen Infektionsschutzauflagen auf den offenen Unterricht und dem Unterricht der BFS ganz generell auswirken können. Es tritt die 9te,10te und 11te Änderungen von den Infektionsschutzauflagen in Kraft. Es sieht aktuell wiedermal nicht so gut aus.

 

Es gab einen langen Artikel in der SZ mit einem bewegenden Interview von der stellvertretenden Geschäftsleitung. Sie gehört einem Beratergremium an, daß das bayrische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst bei der Ausarbeitung von Hilfsprogrammen für Künstler und Musiker unterstützt. Diese haben seit Beginn der Krise so gut wie keine Auftritts- und Verdienstmöglichkeiten mehr. Neben ihrer Arbeit an der Jazzschool investiert sie täglich mehrere Stunden für ihr kulturpolitisches Engagement. Sie sieht die schwierige Situation in der die zumeist freischaffenden KünstlerInnen sich zur Zeit befinden. Die Schüler an der Jazzschule sind noch nicht fertig ausgebildet, aber was für ein frustrierendes Gefühl muß es für die jungen Musiker sein, wenn sie sich derzeit umblicken und keine Ahnung haben, was auf sie und ihre Kunst in nächster Zukunft zukommen wird.
Sie hat ein tolles Standing (ich habe sie mal bei einem Konzert als Sprecherin erlebt). Eine sehr gute Art sich auszudrücken: eine warme Mischung aus Lakonie, Unverständnis (Was passiert denn grad wieder für ein Mist?) und positver Mutmachung (Bleibt und verliert nicht die Nerven, liebe SchülerInnen!). Ich freu mich immer wenn von ihr eine Nachricht kommt. Ich bin sicher, sie ist die gute Seele an der Schule, die alles zusammenhält.

 

Mein klassischer Klavierlehrer ist ebenfalls beunruhigt. Auch ihn würde es wirtschaftlich sehr treffen, wenn es wieder zu einem Lockdown käme. Viele Schüler mögen den Online Unterricht nicht und legen den Vertrag still oder hören mit dem Spielen ganz auf. Ich genieße noch den Unterricht im Elternhaus am Flügel. Abstand zwischen Flügel und Klavier mehr als 2 Meter.

 

Seine Frau ist Flötistin. Gerade die Flöten verursachen nach wissenschaftlichen Untersuchungen die meisten Luftturbulenzen beim Spielen. Mehr als jedes andere Blasinstrument. Im Englischen heißen diese im übrigen „Windinstruments“. Sie unterrichtet viele kleinere Kinder und für die ist der Online Unterricht ohnehin nicht einfach.

 

dieZahlenAm „Little Shepherd“ wird weiter geübt. Ich bin ein paar Takte weiter gekommen. Diese ständigen Kreuze und Auflösungszeichen brechen mir das Genick. In der einen Zeile denk ich noch dran, in der nächsten hab ichs schon wieder vergessen. Aber ich schreibe keine Tonhöhen mit Bleistift in die Noten rein. Nein!

Und die vielen Triolen erst! Ich bemühe mich immer die erste Achtel zu betonen, zweite, dritte nicht. Dann wieder die erste von der zweiten Triole. Meist allerdings kann man die Betonung eher nicht erkennen. Bin so beschäftigt mit der Suche nach den richtigen Noten, das das Engagement für den Rhythmus etwas nachhinkt. Aber das tut es ja so ganz generell eh immer.

 

Der Jazzpiano-Dozent ist unverdrossen mit mir und versucht mit mir die Rhythmik hinzubekommen. Wenn wir es gemeinsam spielen, stimmt es auch einigermaßen. Glaube ich zumindest. Oder sagen wir mal, hoffe ich wenigstens. Von der Leine gelassen wird die Metrik dann bei mir wieder ungenau. Im Clavioforum gibt es Meinungen, das man das durchaus lernen kann. Mit der richtigen Anleitung und genügend Eigeninitiative vom Schüler wäre das möglich.
Er sagt, er unterrichtet zur Zeit 20 Klavierschüler. An der Jazzschool mich, an einer weiteren Schule in München und in seinem Heimatort die anderen. Bei sovielen Schülern ist es sonnenklar, das er keine Lust hat mir meine Allüren durchgehen zu lassen. Aber wow, 20 Schüler und parallel dazu noch die fordernde Ausbildung an der Schule. Das ist ein hartes Pensum auch für so einen jungen Menschen. Ob er sich mit den vielen Schülern die Kosten für die Ausbildung zusammen finanziert? Sich dabei nicht übernimmt? Ich muß ihn mal fragen ob ihn seine Eltern nicht unterstützen. Ich glaube er brennt lodernd an zwei Enden, anders ist seine Unruhe nicht zu erklären.

 

Bei dem Blues gibt es Sprünge mit der linken Hand von einem Akkord zum nächsten. Den Akkord also solches kann ich eh nicht greifen. Ich soll den ersten Ton davon spielen und dann erst die zwei anderen. Kombiniert im rechten Moment zu den Vierteln der rechten Hand. Kleine Erschwernis zu allem anderen noch dazu.

Ich kann es nicht so „bluesig“ spielen wie der Dozent. Kürzlich hat er sich beklagt, (das ist vielleicht ein zu starker Ausdruck dafür!), das ich den Blues so „schumannesk“ spielen würde. Mein klassischer Klavierlehrer war geradezu entzückt, als ich ihm von dem Vorwurf erzählt habe. ;-)