Dezember 2019
Es war vielleicht nicht die beste aller Ideen, als ich meinem klassischen Klavierlehrer erzählt habe, das ich mir ein Konzert in der Philharmonie mit Beethovens III. Klavierkonzert angehört habe. Rudolf Buchbinder ist wie ein furioser Wilder über die Tasten gerast. Beeindruckend für sein Alter. Valery Gergiev hat dirigiert. Ungewöhnliches Dirigat. Solch eines habe ich noch nie gesehen.
Sofort hat er die ersten zwanzig Takte aus dem Konzert auswendig auf meinem Klavier gespielt !!! Wow. In seiner Begeisterung für Beethoven hat er in einem der Notenbücher, die nun seit Neuesten mein Klavierzimmer bereichern, eine kleine Romanze von van B. gefunden, an der wir jetzt arbeiten werden. Clementi: egal; die dritte Burgmüller Etüde, passt eh.
Die Romanze sieht erst mal gar nicht schwierig aus. Konnte es prima vista einigermaßen bis zum Wiederholungszeichen spielen. Also immer unter strikter Nichtbeachtung der Dynamiken, Tempi, Tondauern und dem ganzen Rest natürlich. Es ging nur um die Tonhöhen. Es gibt eine kleine Vorschlagnote, die kenne ich aus der Pastorale von Burgmüller. In F-Dur, 6/8 Takt, 2 Seiten lang.
Im Jazzpianounterricht habe ich ein weiteres eigenes Stück vom Dozenten zum Üben bekommen. Ruhig und sehr hübsch, ich bin immer ganz begeistert wenn er mich mit seinen selbstkomponierten Miniaturen beschäftigt. Musik die sich von der Welt lossagt, die in Stille und Isolation Trost findet. Begleitet von leiser Melancholie.
Es ist diesmal gar nicht so schwer. Ja, ich versteige mich nicht, wenn ich schreibe, es ist das allerleichteste was ich jemals von ihm zum üben bekommen habe. Mir ist schon klar, weshalb. Er möchte das ich das mit dem Pedal langsam auf die Reihe bekomme. Und wenn ich mit den Noten und Rhythmus sehr kämpfen muß, kann man damit rechnen das der Einsatz mit dem Pedal zu viel für mich ist. Das Benutzen des Pedals in diesem Stück soll die Klanglücken in der Melodie ausgleichen.
Pedaleinsatz geht in die Richtung zählen, klatschen, den Takt mit dem Fuß tappen. Verbraucht bei mir viel Speicher im Hirnkasterl und das wackelige Klavierspiel wird dadurch empfindlich durcheinander gebracht.
Eine Mitsängerin aus dem Chor, die sehr gut Klavierspielen kann, hat mich neulich tatsächlich gefragt, wann wir denn mal was 4-händiges zusammenspielen werden? Ich red ja recht gern über das K-thema und hoffe stark das sie nicht auf die Idee gekommen ist, die zögerliche Zurückhaltung von mir wegen diesem Vorschlag wäre nur vorgetäuschte Bescheidenheit.
Den Elias, nebenbei angemerkt, habe ich nun doch nicht mitgesungen. Es gab eine Terminkollision vom Elias und einer Aufführung mit dem Kirchenchor. In dem nur ca. 30 SängerInnen beim Durufle Requiem mitgewirkt haben. Beim Elias wäre ich hingegen eine von 50 Altistinnen gewesen, die sich gegenseitig auf die Füße treten. Da war die Entscheidung recht schnell klar. Trotzdem leises Bedauern. Wir haben doch viele Monate daran geübt.
Aber am Ende war es gut die Entscheidung für das Requiem getroffen zu haben. Denn es ist ein sehr schönes, ungewöhnliches, ätherisches und auch selten aufgeführtes Werk. Vogelwilde Tempiwechsel, man kann deshalb leicht in ein sängerisches Stolpern geraten.
Die Musik zählt zum französischen Impressionismus. Schöne Harmonien. Ich glaube ich würde sehr gerne mal was aus dieser Zeit auf dem Klavier spielen können.