Das vierhändige Stück

Das selbstgeschriebenen vierhändige Stück aus dem Jazzklavierunterricht, „Floating“ betitelt, geht nun schon etwas flüssiger. Es ist kaum zu glauben, ich dachte es wird sich frühestens Weihnachten nach etwas anhören. Rhythmisch strauchle ich leider öfters. Ich versuche mich sehr zusammen zu reißen, weil nichts schlimmer ist als bei rhythmischen Totalversagen dann Klatschübungen mit dem Dozenten machen zu müssen. Da stehe ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch und fühle mich nebenbei noch wie ein Trottel. Ich habe deshalb zuhause angefangen tapfer mitzuzählen um die Pausen und unerwarteten Tondauern einigermaßen richtig hinzubekommen.

imagesIm Unterricht hätte ich mit dem Fuß mittappen sollen. Das ging einfach nicht. Ist schon fast ein bisschen peinlich. Ich glaube, ich bin noch so mit den Noten und den Fingern beschäftigt, das da oben keine Resourcen frei sind um den Fuß mittappen zu lassen. Da scheint mein Kopf sofort mit einer gähnenden Leere gefüllt zu sein.
Das Zählen geht aber mittlerweile schon etwas besser, ich muß nur aufpassen um dann nicht versehentlich im Unterricht mitzuzählen.

Im Prinzip denke ich von mir, ich müßte es schon mit dem Fuß hinbekommen. Im Chor stehe oder sitze ich manchmal neben Sängern die die Melodie hörbar mit dem Fuß mitbegleiten. Sehr beliebt bei allen Chorleitern! Meine Spiegelneuronen sind in dieser Hinsicht so aktiv das ich das nach einer Weile dann auch mache. Also könnte ich es wahrscheinlich irgendwann auch beim Klavierspielen anwenden.

Wenn wir dann zusammen vierhändig spielen, ergänzen sich die zwei Teile zu einem Ganzen und das hört sich ungemein toll an. Mein Dozent spielt den Grundrhythmus wie eine weiche Decke auf dem sich die Melodie, die ich spiele, betten kann. Und die Noten, die sich alleine ziemlich schräg angehört haben, stehen plötzlich in einem sehr interessanten musikalischen Kontext.

Was habe ich für ein Glück so einen Dozenten ergattert zu haben, der Wert auf diese Dinge legt und mein Ohr für solch ungewöhnliche musikalische Verbindungen schult.

Im Prinzip hatte ich mir zwar nur gewünscht im Unterricht anzukommen und mich mit ihm zu synchronisieren. Das ich da nun nebenbei noch weitere Dinge erfahre ist ja nicht verkehrt.

Ich habe diesmal auch noch Noten von einem Stück bekommen, das mein Dozent ausnahmsweise nicht selbst geschrieben hat. Es heißt „Beautiful Love“ und ist von Victor Young. Witzigerweise haben wir es heuer im Jazzchor auf der ICAK in Krems gesungen. Es sollte mir von der Melodie her also vertraut sein. Wir haben das hübsche und harmlose kleine Liedchen bei der Aufführung in bestimmten Abschnitten mit Fermaten versehen, jeder wo und solange er wollte. Das hatte eine irre Wirkung auf die Zuhörer. Es entstehen Tonblasen, die sich aufblähen und wieder zusammenfallen, Verzögerungen und Strudel. Man hat von einer Sekunde auf die andere das unbestimmte Gefühl man steht unter Drogeneinfluß und halluziniert. Und danach gehts im normalen Tempo weiter, man kommt fix runter vom Trip, schüttelt sich kurz und kann dann weiter den hübschen Tönen folgen, bis der nächste Fermatensturm über einen niedergeht.

Die Melodie ist gar nicht so schwer, ich habe sie noch gut im Ohr. Ich soll mit links nur den Grundton des Akkordes der drüber steht spielen, das klingt dann schon nach etwas bekanntem. Die Akkorde haben tolle Bezeichnungen wie Bb7#11 A7b9 (spielt man die irgendwie zusammen?), ich finde auf der Tastatur kaum die richtigen Symbole für die Akkordbezeichnungen.

Es sind mindestens 10 unterschiedliche Akkorde. Und die sollen meine Finger dann irgendwann mal von alleine spielen können? Ich bewundere den Optimismus dieses jungen Menschen. Möglicherweise ist er aber einfach auch nur realitätsfremd!