Für die zweite Stunde sollten wir den Übungsraum wechseln. In dem anderen steht kein Flügel mehr. Mein Dozent mußte die vier Musiker rauswerfen die dort gerade geprobt hatten. Sie waren etwas unglücklich das Zimmer verlassen zu müssen. Scheinbar sind freie Räume in der Jazzschool Mangelware und sie waren hörbar richtig in Fahrt.
Habe das "Meeresrauschen" vorgespielt. Mich dabei immer wieder vergriffen. Zuhause hatte das eigentlich schon ganz gut geklappt. Es hätte mir gefallen gleich eine fehlerfreie Probe meines Übens abzuliefern. Bin ein wenig enttäuscht von mir.
Meine Hausaufgabe mit der Improvisation. Habe mir eigene Tonfolgen zu den einzelnen Akkorden ausgedacht. Viele wieder verworfen. Zu manchen haben meine eigenen Ideen ganz gut gepasst, bei anderen ging es einfach nicht schöner als die Vorschläge die mein Lehrer gesetzt hat. Die habe ich dann einfach gleich gelassen. Ich fand das ich manches Mal sogar ein wenig die Stimmung aus den Orginalnoten reproduzieren konnte.
In dieser zweiten Stunde habe ich loswerden müssen, das ich das schon sehr ambitioniert von ihm finde, mir nach der ersten Stunde eine Improvisation und "Komposition" aufzugeben. Da hat er nur leise gelächelt und mir die nächste Aufgabe zugeteilt: alle sieben Drei-Klang-Akkorde mit der ersten und zweiten Umkehrung kennenzulernen und zu verinnerlichen. Ist das nicht ein bisschen zu früh und zu schwer für mich? Es sind so viele! Ich finde ja noch immer nicht auf Anhieb alle richtigen Tonhöhen. Wie soll ich da einen Akkord zusammenbauen? Zusätzlich soll ich weitere passende Töne für das "Meeresrauschen" aufschreiben. Nun verstehe ich aber ein bisschen besser die unterschiedlichen Akkorde in dem Lied, weil dort entweder die Grundstellung oder eine der beiden Umkehrungen untergebracht sind.
Meine Hausaufgabe für diesmal: ich soll die einzelnen Akkorde mit den nächstliegenden verschmelzen. Die Finger die auf den Tönen liegen und die gleich sind, bleiben liegen. Es kommen nur die neuen vom nächsten Akkord dazu. Ist es zu fassen wie ungelenkig meine Finger sind? Wenn sie schon in der richtigen Position sind, dann greift einer daneben oder ich treffe gleichzeitig auf zwei Tasten. Herrjeh.
Zweite Aufgabe: Notenpapier kaufen. Habe entdeckt das es Notenhefte mit Hilfslinien gibt für die Noten die außerhalb der Systeme sind. Das könnte für mich hilfreich sein.
In das Heft soll ich mehrere Akkorde mit ihren Umkehrungen aufschreiben. Fand ich gar nicht so schwer. Nach einigen Tagen dämmerte es mir; "Seltsam, das ich so eine banale Hausaufgabe bekommen habe". Dann ist mir wieder eingefallen das die Aufgabe dieses "Verschmelzen" war. In der Grundstellung war es ja noch gar nicht so schwierig, aber in der ersten Umkehrung konnte ich mich nicht so weit bringen, dies zu Papier zu bringen. Das scheint zu abstrakt für mich, mein Gehirn will sich nicht soweit verbiegen.
Deshalb habe ich meinen Chorleiter angesprochen und um Hilfe gebeten. Er hat sie in Sekunden in die Zeilen reingemalt und dann gemeint, das sei ja schon erweiterte Harmonielehre was ich da machen würde. Und interessiert nachgefragt wie lange ich denn schon Unterricht nehmen würde? Als ich gesagt habe das nächste Woche meine dritte Stunde stattfindet, hat er recht überrascht geschaut und lieber mal nix dazu gesagt. Die zweite Umkehrung musste ich dann allerdings alleine lösen, die wollte er mir leider nicht auch noch aufschreiben.
Ich übe eigentlich jeden Tag einige Male, allerdings nie lange. Wenn ich Wasser erhitze um den Tee fürs Frühstück zu zubereiten, reicht diese Zeit grade um zweimal das "Meeresrauschen" zu spielen. Beim Tee ziehen lassen ebenso. Toller Tip. Danke Miri!
Interessanterweise spielt es sich morgens so halbert schlaftrunken oft besser als wenn ich aufgedreht von der Arbeit heimkomme.