Das Internet ist groß und weit. Natürlich hat meine Forschung über die "Hardware" zum Thema Klavier dort angefangen. Mir erschien es angemessen einen hohen dreistelligen Betrag für das Piano zu investieren. Dann fing ich an mich etwas detaillierter mit dem Instrument auseinander zu setzen. Es gibt im Netz tolle Seiten, in denen Inhaber von Musikgeschäften oder Musiker zwei Klaviere gegenüberstellen und vergleichen. Meist gewinnt das Hochpreisigere. Kann ich mit den zusätzlichen Informationen nachvollziehen. Ich bin ja noch ahnungslos und wenn ein Profi mir was gscheids dazu erzählt, warum sollte ich das nicht glauben?
Dann hat man sich endlich mit einer Marke und den unterschiedlichen Modellen intensiver auseinander gesetzt, wird man auf einen anderen Namen aufmerksam. Mit völlig anderen Bezeichnungen. Für den Neuling fast nicht zu durchschauen und verwirrend.
Herumfragen und Nachforschen im Freundeskreis. Auf die Art und Weise habe ich in fast schon eingeschlafene Beziehungen wieder eine kleine Belebung führen können. Einladungen zum Anhören und Austesten wurden von mir sehr gerne angenommen. Im Netz nach weiteren Informationen oder Bestätigungen gesucht. Irgendwann war klar: ich muß mehr Geld in mein neues Hobby investieren. Es wird ein elektronisches Klavier werden. Damit würden immerhin die Kosten für eine regelmäßige Stimmung wegfallen. Und es wäre sozialverträglich, weil man es leise stellen kann. Was für einen Anfänger bestimmt nicht verkehrt ist, denn er muß die einfachsten Dinge erst mal erlernen. Und das könnte für Nachbarn und Familienmitglieder aus akustischen Gründen anstrengend werden. Die neuen Bewegungsabläufe sollten und müßten viele viele Male ausgeführt werden, um sie im Hirn und in den Fingern abzuspeichern
Deshalb brauche ich auch einen Kopfhörer. Es gibt unterschiedliche Ausführungen: offene, halb- und geschlossene Systeme. Oje. Ein völlig neues Themengebiet! Obendrein muß er angenehm auf den Ohren sitzen.
Eine Sitzbank zum erhöhen. Oder ein Klavierhocker zum drehen. Eine Klavierleuchte.
Alles Dinge, die die angehende Klavierspielerin parallel zu ihrer Entscheidungsfindung für das neue Instrument bedenken sollte.
Der kleine Musikalienladen in unserem Ort hat, kurz bevor ich begonnen habe mich mit der Wahl eines Modelles zu befassen, geschlossen. Die Konkurenz aus dem Internet war zu groß.
Nun muss ich in die Stadt fahren. Ich habe mir zwei Geschäfte ausgesucht. Ich bevorzuge das kleinere. Meine Freude war groß als ich im Laden ankam und eine Familie mit Kind dort vorfand, die "meine" Modelle von Yamaha in engerer Auswahl hatte. Ich wollte nicht aufdringlich sein, habe kurz um Vergebung gebeten mit dem Wunsch bei den Ausführungen zuhören zu dürfen. Wollte eigentlich nur das Verkaufspersonal entlasten, damit sie nicht zweimal die gleichen Daten und Vorzüge herunterbeten muß. Die potentiellen Käufer haben mich mit einer Geste eingeladen zuzuhören. Die Verkäuferin war darüber nicht sehr glücklich und tat ihr Möglichstes um mich von den Ausführungen auszugrenzen. Hat sich vor mich gedrängelt oder verbal beiseite geschoben. Ziel erreicht; ich bin mir wie ein Paria vorgekommen! Kein guter Anfang für eine solide Geschäftsbeziehung.
Dann also doch das zweite Geschäft. Eigentlich zu groß und zu dominant. Bin fast ein bisschen widerwillig rein. Drinnen eine riesige Auswahl an unterschiedlichen akustischen und elektronischen Klaviermodellen, Orgeln und Keyboards.
Der Verkäufer in der Tastenabteilung hat mir zu meinen Vorhaben, ca 1000 € auszugeben, erstmal gratuliert. Da würde man schon etwas Schönes für einen Anfänger finden.
Das da zum Beispiel.... ! Aber bitte, zum Vergleich hier mal eines antesten das 300 € mehr kostet. Oh! Da kann man deutlich einen Unterschied beim Anschlag spüren. Dann die nächste Ausführung, 1500 €! Da ist das Material der Tasten viel angenehmer, kein billiges Plastik. Das übernächste sah schon etwas mehr nach einem Klavier aus, weil es höher gebaut ist. 1800 €!! Das Nächste hatte einen bemerkenswert satten Klavierklang, weil bessere Lautsprecher eingebaut wurden. Also muß mein Piano aus der nächsten Modellreihe kommen. 2000€!!! Da gibt es dann ein weiteres das die Anschlagsdynamik eines Flügels simulieren kann. Verdammt. Noch mal 400 Euro teurer!!!! Soll ich so wahnsinnig sein? Ich als eine Vollanfängerin.
Dann nimmt er mich auf zwei akustische Ausflüge zu vergleichbaren, ähnlich teuren Marken mit. Zum Abschied drückt er mir eine dicke Yamaha Broschüre mit sämtlichen technischen Details in die Hand. Das hat er sehr geschickt gemacht, denn so habe ich einen guten Eindruck von den verschiedenen Modellen und Ausführungen bekommen.
Ich habe mir zwei Wochen Zeit zum Überlegen genommen. Den Katalog mehr oder wenig auswendig gelernt. Habe am Ende zwischen dem CLP 645 und dem CLP 675 geschwankt. Preislich ca. 400 Euro Unterschied.
Mir ist inzwischen der Gedanke gekommen das es mit dem Kauf des Instrumentes ja nicht getan ist. Ich brauche jemanden der mir die Noten, Haltung und Technik beibringt. In der Ortschaft und der Musikschule herumgesucht. Auf der Suche nach Lehrern auf eine Berufsfachschule für Musik, Fachrichtung Rock/Pop/Jazz gestoßen. Es ist die Neue Jazzschool München e.V. Der Gedanke, nicht nur Noten und das Ganze zu erlernen, sondern auch zusätzlich eine Excursion in meine Lieblingsmusik neben der alten Musik, dem Jazz zu machen, hat mich elektrisiert. Das könnte sehr interessant werden.