Satie

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Januar 2022

IMG 20220326 152324Weiter geht’s auf meiner Reise.
Erstmal nach Frankreich; zu Erik Satie. Die Gymnopédie wäre sozusagen der erste Hit unter meinen ganzen Stücken. Bis jetzt habe ich ja noch keinen Klassiker wie beispielsweise Pachelbels Kanon, die Elise, ein Präludium von Bach oder Mozarts-was-auch-immer spielen gelernt.

Zeit wird’s also. Die 1.ère Gymnopédie ist die interessanteste von den dreien. ¾ Takt in F-dur. Ist also nicht so kompliziert wie „The little Shepherd“, der in A-dur komponiert wurde und dem Debussy zum eigenen Spaß und zur großen Verwirrung zukünftiger Generationen von Klavierschülern noch ein paar weitere ,#´ zugefügt hat.
Die Gymnopédie ist zwei Seiten lang. Für mich wird in dem Stück die größte Herausforderung sein die Noten in dem unteren Oktavbereich zu erkennen. Sie befinden sich häufig außerhalb dem System, gehen zum Teil in den Diskant und ändern oft nur eine einzige Note im Akkord. Das heißt ich muß höllisch aufpassen mich nicht zu verlesen. Ich sehe das aber als eine gute Gelegenheit an um mich im endlich im Bass besser zurechtzufinden. Grundsätzlich vermittelt es eine ruhige und klare musikalische Stimmung.

Mit dem Klavierstück „Der wilde Reiter“ unternehme ich einen Reiturlaub im metaphorischem Sinn. Das Stück aus dem „Album für die Jugend“ von Robert Schumann besteht aus einer Menge Dreiklängen und ihren Umkehrungen. Es hat einen Auftakt, beginnt in a-moll, geht über in F-Dur und endet wieder in a-moll.
Okay. Das habe ich jetzt aber nicht ganz alleine herausgefunden.
Vielleicht sollte ich aus meinen leidvollen Erfahrungen mit dem Petzold Menuett heraus, mich in Zukunft bei einem neuen Stück immer ein wenig mit den Strukturen beschäftigen. Das mache ich für den Anfang aber nur beim Reiter, der ist überschaubar kurz und nicht so kompliziert wie die Gymnopédie. Ich glaube da geht’s trotz aller Schlichtheit melodisch ganz schön wild zu.


Die Melodie und die Begleitung vom Wilden Reiter gliedert sich drei Teile: A - B - A. Die Melodie selbst hat acht Takte und wird wiederholt. Teil B ist für mich etwas schwieriger. Die Melodie wandert in die linke Hand und da bin ich erkenn- und hörbar deutlich ungeschickter.
Die Melodie wird hauptsächlich staccato gespielt. Ausnahme: 12 Noten werden gebunden. Das ist eine mittelkleine Schwierigkeit. Ich habe mich in diesem Stück schon ein wenig dran gewöhnt die Töne wie gewünscht zu spielen. Das alleine ist für mich nicht so einfach, weil ich eh so gerne die Finger liegen lasse und damit quasi alles binde. Und nun soll ich in diesem Staccato dann doch wieder binden. Den ersten Ton laut und kräftig und den zweite in der Bindung kurz und pointiert spielen!
Der wilde Reiter ist ein munteres kleines Stück, eine Seite lang. Bin gespannt ob es irgendwann mal an einen richtigen Reiterausflug erinnern wird.

Im Jazzpianounterricht starten wir das neue Jahr mit einem Stück von Abdullah Ibrahim. Der ist einer der Lieblingspianisten von meinem Dozenten. Es heißt „Mannenberg“ und ist ein ziemlich schwungvolles Stück. Es wird von einem leicht hypnotischen Groove durchzogen und dem Cape Jazz zugeschrieben. Während der 70 er hat es sich zu einer inoffizielle Hymne in der Anti-Apartheitbewegung entwickelt. Ich kenne es nicht.
Diese Info voraus.

Ich bekomme keine Noten, soll nur die Töne nachspielen, die er singt und mit seinen Schlagzeugsteckerln rhythmisch untermalt. So erarbeite ich mit seiner Hilfe die ersten zwei Takte. Das ist ja mal ein ganz anderer Ansatz. Im Klavier habe ich das noch nicht kennengelernt, dafür im Jazzchor auf der ICAK.
Da haben wir uns einen unbekannten Text plus eine Melodie Zeile für Zeile,Takt für Takt erarbeitet und versucht zu merken. Der Chorleiter war zwischendrin mal sauer als ein paar Schlaumeier sich den Text heimlich notiert hatten. Ich hatte ihn etwas schneller drauf, weil wir das Lied schon mal mit dem Kirchenchor und dem Bochabela String Orchester bei einem Gastspiel gesungen hatten und rudimentär noch Erinnerungsfetzten daran auftauchten.

In der nächsten Woche lerne ich die Akkorde zu Mannenberg. F-Dur, Bb, F-Dur und G-moll. Schöner Mist. Es gibt eine Synkope von Takt 1 zu Takt 2. Synkopen habe ich besonders gerne! Ich muß zählen! Ich sitz dann da, sehe mir selbst zu und kann kaum glauben was ich für Unsinn mache. Man sollte meinen, bis 4 zählen wäre gar nicht so schwer. Dann aber noch ein paar ,unds´ eingefügt und das Chaos in meinem Kopf ist perfekt.
Ich versuche ruhig zu bleiben. Vielleicht geht es etwas leichter, wenn ich es zuhause ohne Zeitduck ausprobiere.

In der nächsten und übernächsten Woche lerne ich die zweite Melodie und eine sogenannte Bridge, die das Ganze zusammenhält. Ich glaube das ist die Bezeichnung für diesen Teil.
Der Dozent spielt mir das Stück im richtigen Tempo auf dem Klavier vor und möchte das ich seine Vorschläge mit dem Mobiltelefon aufnehme. Dann kann ich es mir bei Bedarf nochmal ansehen/anhören. Es hilft manchmal, öfters aber auch nicht. Er kann einfach nicht mit wenigen Tönen spielen, da schmuggeln sich immer ein paar Arpeggien und extra Töne hinein. Die sich toll anhören aber mich leider vom Wesentlichen ablenken.

Meinem jungen Dozenten fliegen zur Zeit seine zahlreichen Schüler um die Ohren. Er wirkt manchmal ziemlich erschöpft und muß sich mächtig zusammenreißen um im Unterricht geistig auf meinem niedrigen Level bei mir zu bleiben. Ich glaube, es hilft noch nicht mal der Caffe den ich ihm manchmal mitbringe um ihn zu aktivieren. Die Endphase seiner Ausbildung an der Neuen Jazzschool München. erfordert natürlich viel Aufmerksamkeit und Engagement. Und vielleicht hat er sich mit der Annahme von so vielen Schülern etwas zu viel zugemutet.