Rückblick 2019

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Ende Dezember 2019

Zeit um einen Blick zurück ins Jahr 2019 zu werfen.
Was ist aus meinem Motto geworden: „Man sollte ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern“ ? Ich glaube, es ist Ernst Bloch zuzuschreiben. So ein paar Mal habe ich in diesem Jahr näher darüber nachgedacht, und/aber zu meinem Bedauern jedes mal feststellen müssen, das ich ihn leider nicht besonders gut verinnerlicht habe. Er ist mir fremd geblieben.

 

Die Musik hat mich von Anfang bis Ende des Jahres begleitet.
Drei Chorwochen: das Laudate Dominum, die Chor und Orchesterwoche Hinterschmiding, die ICAK.
Zweieinhalb Chorprobenwochenenden.
Wöchentlich drei Chorabende und zweimal Klavierunterricht.
Bestimmt an 330 Tagen Klavierspielen geübt. Abzüglich der Ferien und den Tagen an denen meine Ohren wieder rauschen, da ertrage ich keine Geräusche. „Keine Lust“ ist eher selten gewesen.

Konzerte: Mendelssohns „Lobgesang“, Mozarts Messe in D-moll, Haydns „Stabat Mater“ und die „Schöpfung“, Schumanns „Missa Sacra“, Peteris Vasks „Prayer“, Durufles Requiem und das Verdi Requiem.

Viel Musik und, nein, ich habe noch lange nicht genug.

steve halama 169092 unsplashDie Aufführung vom Verdi Requiem war ein sehr bewegendes Erlebnis. Ich war so stolz auf unseren jungen Chorleiter. Es ist schon ein Wagnis solch ein Werk mit einem Laienchor aufzuführen. Aber sein jugendlicher Übermut plus sein musikalisches Verständnis haben die Aufführung zu einem tollen Abschluss gebracht. Die Kritiken waren besonders enthusiastisch und selbst der Bürgermeister hat sich die Mühe gemacht dem Chor ein Dankesschreiben zu übermitteln.
Ich habe zwar zwischenzeitlich das „Libera me“ nicht mehr hören können. Ich glaube wir haben über acht Wochen jedes mal diesen einen Satz geprobt und er hing mir schon zum Halse raus. Möchte gar nicht wissen wie es dem Chorleiter dabei ergangen ist. Er hat sicher jedes Mal gehofft, das wir mit dem "Sanctus" oder dem "Dies Irae" weitermachen können, weil das "Libera me" endlich richtig gesungen wird. Nie hat er seine große Geduld und glühende Zuversicht in uns verloren. Das war schön.

 

Beim Klavierspielen stagniere ich. Ich fühle mich weiterhin als Anfängerin. Es geht grad nicht wirklich weiter mit mir. Obwohl beide Lehrer sich ordentlich mit mir abmühen. Jeder auf seine eigene Art und Weise.

Der klassische lässt mir kaum Zeit zum Grübeln, wischt jedes Bedenken heiter beiseite, kümmert sich nicht um meine Befindlichkeiten und versucht mich mit seinen Vorlieben zu ködern. Er spielt mir Liszt, Schubert, Mozart und Beethoven vor. Beim letzten Mal Debussy. Er will mir damit sagen: „So was Schönes oder so ähnliches wirst du auch mal spielen können. Wenn du dabei bleibst. Und als Anfängerin nicht aufgibst.“ Er ist ein herausragender Pianist, kann wunderbar interpretieren und sehr sensibel ausführen. Meine Ohren hören wie gut er spielt und ich stelle Unterschiede zu anderen Pianisten fest. Es ist immer eine Freude ihm beim Spielen zuzuhören.
Trotzdem muß ich mit seiner Art von Musik noch vertrauter werden. Schubert Messen finde ich toll zum singen, Schumann etwas zu sperrig. Mozart, ach ja: Thema, es folgt eine Variation, neues Thema, weitere Variation, nächstes Thema usw. Alle diese Messen, kleine und große, die ich im Gottesdienst schon gesungen habe, verschmelzen in der Erinnerung, klingen alle ähnlich. Es bleibt keine besonders hängen. Musik von Beethoven verstehe ich einfach nicht. Was nicht bedeuten soll, das ich ihn nicht noch eines Tages für mich entdecken werde.

 

Der Jazzpianodozent müht sich ebenso couragiert mit mir ab. Aber zurückhaltender als mein Klavierpädagoge. Ich glaube er leidet oft mit mir, weil ich wieder am Verzweifeln bin, wenn es mir so schwer fällt einen Fingerwechsel hinzubekommen. Wenn ich mich über mich selbst ärgere, weil ich Zusammenhänge nicht gleich verstehe. Sein Unterrichtsziel ist, soweit ich das zu erkennen vermag, das ich musikalische Strukturen und Gesetzesmäßigkeiten erkennen kann und darüber in ferner Zukunft vielleicht auch mal improvisieren lerne. Das ist ihm sehr wichtig, ich spüre das. Er erfasst Musik von einer ganz anderen Seite als der Klavierpädagoge.
Der Jazzpädagoge ist eigentlich mehr der Komponist, er erschafft Musik, durchdringt sie von innen heraus. Er kann sich mit seinen musikalischen Skizzen ausdrücken, erzeugt Stimmungen. Sicherlich fällt ihm das auf seiner Gitarre noch hundertmal leichter als mit dem Klavier, ist es doch sein Herzensinstrument. Ich wünschte ich könnte ihm leichtfüßiger folgen.
Ich bin mit beiden reich beschenkt. So unterschiedliche Gemüter und Ansätze. Was habe ich für ein großes Glück mit ihnen!

Noch ein Gedanke zur Jäzzchen Schule, die ich in den Sommerferien als Online Kurs durchgearbeitet habe. Danach beiseite gelegt habe. Und nicht mehr angeschaut habe. Vor kurzem mir spaßeshalber nochmal vorgenommen und festgestellt das ich eigentlich alles wieder vergessen habe. Echt schade. Das Konzept ist so umfassend und gut ausgearbeitet. Ich müßte mir die Mühe machen, die einzelnen Lektionen nochmal durch zu gehen. Und dann zeitnah noch mal. Dann wäre es vielleicht wieder abrufbar und auch im Kopf verankert. Es scheitert, wie immer halt, an der fehlenden Zeit.

Beruflich gesehen war dieses Jahr nicht so anstrengend wie im vergangenen Jahr. Über Monate mußten damals 40-Stunden Kräfte, die einen Burnout erlitten hatten, vertreten werden. Ich hatte zwei Palliativ Patienten, zusätzlich eine im Wochenend- und Abenddienst. Das macht schon was mit einem, mit mir, wenn man täglich einen Menschen betreut, der über eine sehr lange Zeit unsere Welt nicht verlassen kann. Aber auch wenn es insgesamt etwas ausgeglichener war als im Jahr 18, ist und bleibt meine Arbeit als Pflegekraft anstrengend.
Wenn ich nicht die Musik, den Chor und das Klavierspielen hätte, wäre ich sehr verloren. Das sind zwei Kraftquellen auf die ich nicht mehr verzichten möchte.

 

Der Bibliotheksbesuch im Gasteig artet grade ein wenig in Bulimie-Lesen aus. Ich schleppe die unterschiedlichsten Bücher aus der Musikabteilung mit nach Hause und hoffe jedesmal, das ich mir einen Überblick über den Inhalt erlese. Es ist allerdings ein eher hoffnungsloses Unterfangen, meine Arbeit läßt mir wenig Freizeit. Ich glaube in dieser Hinsicht muß ich mich in Zukunft etwas zurückhalten. Ich habe ja noch nicht einmal die Bücher durchgelesen die ich zuhause habe. Wie z.B. Robijn Tilanus Quintessenz, auf halben Wege zugeklappt und nur noch reingeschaut als ich mich mit dem Harmonisierungsaufgaben aus dem Krämer beschäftigt hatte. Und da auch nach relativ kurzer Zeit nicht mehr weitergemacht habe.
Aber man muß realistischerweise erkennen, das ich in meinem wirklichen Leben sehr weit von der Musik und dem was sie zusammenhält, entfernt bin. Vielleicht fällt es mir deshalb so schwer diese Informationen zu merken.

Das Führen vom Klavierblog-Beginner macht mir immer noch Spaß. Einzelne Beiträge haben nun schon über 1000 Viewer. Das erfüllt mich ein wenig mit Stolz. Auch wenn ich nicht weiß wer die Leser sind, die hier immer mal wieder reinschauen und mitlesen. Es ist ja im Grunde ein Nischenthema das nicht viele Menschen interessieren kann.
Danke auf jeden Fall für die Lesebegleitung.

Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das Lesen von meinem Blog für andere Anfänger und Anfängerinnen hilfreich ist. Ich durchlebe und durchleide beim Lernen viele Tiefen. Und schreibe ausführlich darüber. Jammern wäre, wenn man ehrlich ist, vielleicht auch ein ganz passender Ausdruck dafür. ;-)
Möglicherweise würde das deshalb den einen oder anderen auch abschrecken mit dem Klavierspielen anzufangen. Das sollte aber keinesfalls die Erkenntnis aus der Lektüre bis hierhin vom Klavierblog sein. Bitte nicht. Ich habe keine Ahnung wohin die Reise in dieser Hinsicht führen wird. Hoffe man kann erkennen das es zwischendrin immer wieder mal auch Spaß macht. Und das ich das auch weiterhin hier dokumentieren werde.

Nachdem ich am Jahresanfang grundsätzlich keine Vorsätze mehr fasse, (wäre auch immer enttäuscht von mir, wenn ich sie nicht einhalten könnte) sollte ich mir überlegen ob es nicht ein Motto, eine Richtung oder einen Gedanken gäbe, der mich während des Jahres 2020 begleiten könnte. Aber so was kann man nicht übers Knie brechen. Ich muss schauen ob mich etwas findet.