Autumn Leaves

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Dezember 2019

Ach. Jetzt kommt der Jazzpianodozent wieder mit Autumn Leaves daher. Er hat es neu gesetzt, keine Akkorde, nur Grundton und Quinte. Die Akkordbezeichnungen ganz klein, damit ich davon nicht verschreckt werde, oberhalb vom System notiert.

Als ich es im vergangenes Frühjahr vorgelegt bekam, habe ich es zwar nicht so ruinös und katastrophal niedergeübt wie B. L. (Ich schreibe nur noch die Initialen, so traumatisiert bin ich nach wie vor davon.)  Aber wahrscheinlich hat es rhythmisch trotzdem von hinten bis vorne wieder nicht gestimmt. Wie immer halt. Mein Dozent hat dann irgendwann kommentarlos mit einem neuen Stück angefangen und das Projekt Autumn Leaves nicht mehr weiterverfolgt.
Also, jetzt aber tapfer dem Herbst die Stirn geboten und lass mir die Blätter um die Ohren wehen. Es muß doch möglich sein, es tonal und auch rhythmisch richtig hinzubekommen. Haltung meine Liebe und ein wenig Ausdauer!

 

Tage später.

So. Habe ordentlich geübt. Beides, den Beethoven und Autumn Leaves. Mein Wecker läutet morgens um 5:13 Uhr, da setze ich mich das erste Mal für eine Viertelstunde vor das Klavier. Und hoffe das sich meine Finger noch an gestern abend erinnern, als ich vor dem ins-Bettgehen ein letztes Mal auf die Schnelle die Melodien geübt habe.

Das geht inzwischen. Schaffe es danach trotzdem einzuschlafen, was vor einem halben/dreiviertel Jahr noch undenkbar gewesen wäre. Werde langsam etwas abgebrühter.

 

Kleines KlavierBei Autumn Leaves verspiele ich mich immer wieder, aber ich habe grundsätzlich eine Idee wo es musikalisch hingehen kann. Die Haltebögen, die in der Bearbeitung aus dem Real Book stehen, hat er raus genommen, damit ich rhythmisch nicht so durcheinander gerate.

Trotzdem: Es gibt Momente, da haut gar nichts hin. Wir üben und es wird von Minute zu Minute schrecklicher. Irgendwann weiß ich nimmer welche meine linke und welche die rechte Hand ist. Habe leicht verzweifelt angemerkt, das ich vielleicht nicht gut geeignet bin um Stücke aus dem Real Book zu spielen.

Daraufhin habe ich den Pianolehrer das erste Mal ganz offen ratlos erlebt. Vielleicht war er dies in der Vegangenheit auch schon, konnte aber stets seine Ratlosigkeit übertünchen. „Was willst du denn dann spielen, wenn keine Jazzstandarts aus diesem Buch?“ Mit der drängenden Frage im Hintergrund, "Warum, um alles in der Welt, hast du dich noch mal an einer Jazzschule angemeldet?"

Musste mein dummes Mundwerk verwünschen, das mal wieder überflüssigen Blödsinn von sich gegeben hat. Es reicht ja wenn ich verzagt bin, aber es ist nicht hilfreich, wenn ich meine Lehrer auch noch mit rein- und runterziehe.

 

Hatte ein wenig die Hoffnung das ich mich am nächsten Tag bei meinem klassischen Klavierunterricht wieder aufbauen kann. Aber dieser Beethoven ist tückisch.

Die Vorschlagnote bringt mich aus dem 6/8 Takt. Nun soll ich sie deshalb nicht mehr spielen, was ich mir auch gerne ersparen würde, aber meine Finger wollen die zusätzliche Note weiter falsch und arhythmisch spielen. Echt blöd. Auch die drei Systeme bis zum Wiederholungszeichen hauen hinten und vorne nicht hin.

 

Bin sonst nach dieser Klavierstunde immer guter Dinge. Heute eher nicht. Habe wieder mal so eine leise Aufgebstimmung in mir wahrgenommen.